Erfolgreiche Verbesserung beginnt mit einem soliden Verständnis des aktuellen Ist-Zustandes. Auf Ebene des Wertstroms erhält man dieses durch die Analyse des aktuellen Wertstroms. Auf Ebene eines einzelnen Prozesses ist die Darstellung des Wertstroms jedoch meist wenig aussagekräftig. Ein wichtiges Hilfsmittel, um einen Aussage über die Leistungsfähigkeit und Stabilität des Prozesses zu erhalten, ist der sogenannte 20-Zyklus-Check.

Im Rahmen der Wertstrom-Analyse nehmen sich nur die Wenigsten Zeit, um ein solides Verständnis der realen, vor Ort vorhandenen Leistungsfähigkeit des Prozesses zu erhalten. Dies ist jedoch absolut notwendig, um die wahren Probleme zu verstehen. Eine erste Aussage der aktuellen Leistungsfähigkeit und Stabilität des Prozesses erhältst du durch die Beobachtung mehrere, aufeinanderfolgender Zyklen des Prozesses vor Ort. Wenn du hierbei die relevanten Daten des Prozesses erfasst, kannst du dir schnell einen Überblick des Prozesses verschaffen und eine konkrete Aussage über die repräsentative Zykluszeit, die Stabilität und beispielhafte Probleme und deren „Größe“ machen.

Der sogenannte 20-Zyklus-Check hat seinen Namen daher, weil in der Praxis häufig 20 aufeinanderfolgende Zyklen beobachtet werden. Je nach Dauer eines Zyklus müssen jedoch nicht zwingend 20 Zyklen beobachtet werden. Diese Vorgehensweise bietet sich insbesondere für Prozesse mit einer Zykluszeit von circa 30 bis 120 Sekunden an. Die Anzahl der beobachteten Zyklen sollte jedoch abhängig von der Dauer eines Zyklus gemacht werden. In der Praxis werden deshalb mehr oder aber auch weniger Wiederholungen des Prozesses beobachtet (z.B. bei 2:30 Min/Zyklus nur 10 Zyklen, oder bei 0:30 Min/Zyklus auch 30 Zyklen). Orientiere dich je nach Fokus an einer Gesamt-Beobachtungszeit von ca. 10-30 Minuten.

Da der Zyklus immer an der gleichen Stelle startet und endet ist es möglich, beim Überschreiten des Startpunktes eine Rundenzeit zu erfassen während die Stoppuhr weiterläuft. In der Praxis treten Probleme entweder sporadisch auf (z.B. da der Mitarbeiter Material nachfüllt) oder sie „stauen sich über mehrere Zyklen hinweg auf“, so dass man eine Tendenz positiver bzw. negativer Entwicklung der Zykluszeit erkennt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass alle Zyklen in Folge, d.h. ununterbrochen, erfasst werden. Hierfür ist es sehr wichtig, die tatsächliche Zyklusdauer für mehrere unmittelbar hintereinander stattfindende Zyklen zu erfassen. Wenn also Probleme innerhalb eines Zyklus auftreten, verlängert sich dadurch die Zykluszeit. Auch wenn dies eine harte Aussage über den Prozess ist, ist sie absolut notwendig, um das Ausmaß der Probleme zu erkennen.

Um die Gründe für die „Ausreißer“ später nachvollziehen zu können, ist es besonders wichtig, die auftretenden Probleme zu notieren. Du solltest zudem auf jeden Fall die Zyklus-Nummer (=Zyklus, in dem das Problem aufgetreten ist) notieren. Dies kann beispielsweise in Übungsblatt 2.2.3 (b) 20-Zyklus-Blatt erfolgen. Hierin sind bereits die Achsen und die Nummerierung der Zyklen eingezeichnet, so dass du direkt mit der Beobachtung beginnen kannst.

Auch beim 20-Zyklus-Check gilt: Wenn mehrere Mitarbeiter am Prozess beteiligt sind, müssen mehrere Zyklen jedes einzelnen Mitarbeiters erfasst werden. Hierfür können Sie entweder mit mehreren Stoppuhren gleichzeitig arbeiten, einen Kollegen bitten Sie bei der Prozessbeobachtung zu unterstützen oder die einzelnen Mitarbeiter nacheinander beobachten. Wenn neben den Mitarbeitern auch Maschinen und Anlagen im Prozess eingesetzt werden, dann sollten diese ebenfalls mit deren realen Taktzeiten erfasst werden.

Erfasse während der Beobachtung die Zykluszeiten jedes einzelnen Zyklus und notieren bei Ausreißern, Problemen und Besonderheiten die beobachtbaren Gründe für die Störungen. Wenn du den Prozess auf diese Weise mehrere Zyklen lang beobachtest, erhältst du einen sehr guten Eindruck über die Stabilität und die Probleme des Prozesses.

Vorgehen zur Durchführung eines 20-Zyklus-Checks:

  1. Wenige Zyklen anschauen und geeigneten Startpunkt definieren.
  2. Zeit je Zyklus und Probelme je Zyklus erfassen.
    Achtung: Bei auftretenden Problemen Stoppuhr 
laufen lassen und das Problem und dessen Dauer notieren. Notieren Sie die Nummer des Zyklus, um dessen Auswirkungen später nachvollziehen zu können.
  3. Darstellung der einzelnen Zyklen auf dem Übungsblatt „20-Zyklus-Check“ (verfügbar unter Downloads – Verbesserungskata).
  4. Berechnen Sie die Beste-Wiederholbare-, Durchschnittliche- und Maximale Zykluszeit.